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neben charly living fliegt die welt in die luft © jagna anderson
Tour *1: Theater der Gentrifizierung, Kapitel *1.2: Wolkenkuckucksheim
29. März 2019 / 11:00 – 13:30/
Dieser Beitrag ist eine Fortsetzung des Posts Theater of Gentrification
___ work in progress ___
aus Wikipedia:
Die Vögel (Aristophanes)
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… Peisthetairos und Euelpides ziehen aus Athen weg, um eine neue Stadt zu gründen, in der Geld wie Dreck weggeworfen wird, um nicht daran zu ersticken.
… Sie überlegen, wie sie die Stadt nennen sollen. Die Überlegungen „Neu-Sparta“ (nach dem Stadtstaat Sparta) und „Schöne Aussicht“ werden verworfen, man einigt sich auf „Wolkenkuckucksheim“ (altgriechisch: Νεφελοκοκκυγία, Nephelokokkygia). … Zur Stadtgründung treten auch andere Personen auf: Zunächst ein Priester für die Opfergaben und natürlich, um sich finanziell abzusichern. Dann ein Dichter, um die Stadt zu besingen – Peisthetairos will ihn zunächst hinausprügeln, wird aber von Xanthias überzeugt, dass es besser sei, den Dichter zu beschenken, damit er Lobeshymnen über die Stadt verfasse. Anschließend ein Wahrsager, der droht, eine düstere Zukunft vorauszusagen, wenn er nicht bezahlt werde (auf Befehl des Peisthetairos wird er von Xanthias verprügelt). Zuletzt ein Stadtplaner (Meton), der seine Dienste anbietet und ebenfalls von Xanthias verprügelt wird, sowie ein attischer Stadtvogt, der Bestechungsgelder will, da er ansonsten unvorteilhafte Dokumente von Peisthetairos veröffentlichen werde. …
Tour *1: Theater of Gentrification, Chapter *1.2: Cloud-Cuckoo-Land
from Wikipedia:
The Birds (play)
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… Pisthetaerus and Euelpides emerge from the Hoopoe’s bower laughing at each other’s unconvincing resemblance to a bird. After discussion, they name the city-in-the-sky Nubicuculia, or literally “cloud-cuckoo-land” (Νεφελοκοκκυγία), and then Pisthetaerus begins to take charge of things, ordering his friend to oversee the building of the city walls while he organizes and leads a religious service in honour of birds as the new gods. During this service, he is pestered by a variety of unwelcome visitors including a young versifier out to hire himself to the new city as its official poet, an oracle-monger with prophecies for sale, a famous geometer, Meton, offering a set of town-plans, an imperial inspector from Athens with an eye for a quick profit, and a statute-seller trying to peddle a set of laws originally written for a remote, barely-heard-of town called Olophyx. Pisthetaerus chases off all these intruders and then retires indoors to finish the religious service. The birds of the Chorus step forward for another parabasis. They promulgate laws forbidding crimes against their kind (such as catching, caging, stuffing, or eating them) and they end by advising the festival judges to award them first place or risk getting defecated on.
ÜBER / LAGERUNGEN 1
Susanne Soldan
ÜBER / LAGERUNGEN 2
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BOOMTOWNBERLIN
1: nephelokokkygia
neben charly living
fliegt die welt in die luft
du zahlst und es macht
BOOOOOOOOOOOOOM!
dann schwebst du
und siehst dich
von oben
mit currywurscht
bei den trabanten
der vergangenheit
von oben
siehst du alltäglich verloren aus:
selfiestick wattejacke dinge
in den taschen der dinge
fast hättest du dich
schon wieder
nicht erkannt
ÜBER / LAGERUNGEN 3
Susanne Soldan
TRUG / BILDER 1
Dodi Helschinger
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BOOMTOWNBERLIN
2: synkope
hundertfünfzigmeter über den baustellen
ist die welt noch in ordnung
ist der himmel über berlin
zum greifen nah
WUUUSCH!
das neue herz europas
verstolpert sich kurz
als eine unbotmässige windböe
am stahlseil zieht
the future’s in the air
i can feel it everywhere
sei ohne sorge
hörst du axels springers stimme
von über den wolken
wir haben hier
nach wie vor
alles fest im griff
TRUG / BILDER 2
Susanne Soldan
GET RICH OR DIE TRYING 1
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“Als ich neu in Berlin war und eine Wohnung suchte, habe ich eine Wohnung im Wohnhaus am Checkpoint Charlie besichtigt. Sie war nicht sehr teuer. Aber sehr kalt. Der einzige Schmuck auf den nackten Wänden war ein überdimensionierter Schriftzug: GET RICH OR DIE TRYING.” Paraphrasierte Erzählung einer Teilnehmerin.
Das Wohnhaus am Checkpoint Charlie (Friedrichstraße 207-208) wurde 1987-1989 im Zuge der Internationalen Bauaustellung (IBA) errichtet und gilt als wichtiges Frühwerk des Rotterdamer Office for Metropolitan Architecture/ OMA. Der obere Teil des Gebäudes war für sozialen Wohnungsbau konzipiert, Erdgeschoss sollte ursprünglich den amerikanischen Grenztruppen/ Zoll dienen. Heute sind dort diverse Geschäfte, u.a. eine McDonalds-Filiale untergebracht.
Die Darstellung auf der Seite des Architekturbüros:
https://oma.eu/projects/checkpoint-charlie-apartments
Eine umfassende Darstellung von Forschungsinitiative IBA
http://f-iba.de/wohnhaus-am-checkpoint-charlie/

Architekt und OMA-Partner Reinier de Graaf sagte 2018 in einem Interview:
“Architektur ist nur eine Kraft in einem Feld, das von vielen Kräften zugleich bestimmt wird. Sie ist nicht autonom und war es nie. Bauen ist heute eine Methode, Geld zu machen, und im kapitalistischen System sind Gebäude zuallererst ein Investment. (…) Die Moderne machte das Bauen rationell und billig, um ein Existenzminimum für alle zu erreichen. Heute wird im Prinzip genauso gebaut, bloß hat der private Gewinn den allgemeinen Nutzen abgelöst.”
Das lesenswerte Interview für AD-Magazin ist hier zu finden:
https://www.ad-magazin.de/article/reinier-de-graaf
GET RICH OR DIE TRYING 2
oder die MONOKULTUR: SORTIEREN, STAPELN, SEDIMENTIEREN
Das aktuelle Berliner Projekt des OMA-Büros ist der Axel-Springer Neubau:
https://oma.eu/projects/axel-springer-campus
Der neue Großbau ergänzt das inzwischen enorme Ensemble, das aus einem “goldenen” Turm (frühe 60er), einem vollverglasten Turm (frühe 90er) und einer “Passage” (2000er) besteht.
Antje Stahl beschreibt 2018 für NZZ das entstehende Verlagsgebäude als “Berliner Block … in den das Silicon Valley gewissermassen diagonal hineingeschlagen wurde. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, er öffne sich und strecke seine Ränder wie ein Maul gen Himmel und Erde.”
https://www.nzz.ch/feuilleton/architektur-alte-medienhaeuser-in-neuen-bauten-ld.1442555
DAS ENDE DER WELT 1: MONOCHRONIE
Susanne Soldan
DAS ENDE DER WELT 2: POLYCHRONIE
Dodi Helschinger
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BOOMTOWNBERLIN
3: charly lebt
charly liebt es
sich selbst in die fenster zu sehen
durch die pfützen zu patschen
wie ein kind mit gelben gummistiefeln
charly mag auch die bonbonfarben
der ddr-autos
und die historische bedeutung
des ortes
manchmal klaut charly
dem russen oder ami
am checkpoint die mütze
obwohl alles nachgemacht ist
und tobt damit
über seine eigene baustelle
RRRRUMMMS!
tatü-tata-tatü-tata
eltern haften für ihre kinder
DAS ENDE DER WELT 3: ENTROPIE

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“Es ist schon komisch – die Leere in der Mitte. Als die Mauer noch stand, wollte hier keiner wohnen und jetzt – wer will hier schon wohnen? Ich frage mich, wie es früher war, vor dem 2. Weltkrieg zum Beispiel. War die Stadtmitte eine beliebte Gegend?”.
Paraphrase der Aussage einer Teilnehmerin
ÜBER / LAGERUNGEN 4 / MONOKULTUREN (GET RICH OR DIE TRYING 3)
Susanne Soldan
DAS ENDE DER WELT 4: IR / REVERSIBLES
Wikipedia commons
“Das Interesse der Bauherren an einem „Kunst-am-Bau-Label“ und damit verbunden das Interesse, Künstler nach ihrem aktuellen Ranking im „Kunstkompass“, nicht aber nach ihrer speziellen künstlerischen Haltung und Eignung für ein avisiertes Projekt zu verpflichten, ist nicht zu unterschätzen. Prominente Künstler werden vielfach direkt beauftragt, ohne dass man von ihnen erwarten würde, dass sie den Kunst-am-Bau-Auftrag in seiner Spezifik als Herausforderung begreifen.”
Aus: Martin Seidel, Kunst am Bau – Klotz am Bein? Perspektiven einer unterschätzten Gattung. Kunstforum, Bd. 214, 2012, S. 32ff. Dieser Zitat bezieht sich nicht auf die Skulptur “Balanceakt” von Stephan Balkenhol, die seit 2009 auf dem Springer-Areal steht, sondern wurde im Zusammenhang mit einem anderen Werk dieses Künstlers geäussert. Im Gegenteil. Der “Balanceakt”, der im Auftrag der “Bild”-Zeitung entstand, hat beinahe ausschließlich gute (Springer)Presse.
Einen kleinen sanften Seitenhieb leistet sich nur die FAZ:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ein-denkmal-fuer-bild-unser-mann-auf-der-mauer-1797567.html
2012 wurde die Skulptur zum Ziel einer Farbattacke und daraufhin, eigentümlich verschleiert, wies sie für eine kurze Weile eine beunruhigende Ikonographie, eine politische Kontextualisierung und eine partizipative, relationale Ästhetik auf.
WOLKEN / KUCKUCKS / HEIM 1
Susanne Soldan
WOLKEN / KUCKUCKS / HEIM 2: OTTO-SUHR-SIEDLUNG
Susanne Soldan / Jagna Anderson
Seit 2016 kämpft Das Bündnis Otto Suhr Siedlung & Umgebung „BOSS&U“ gegen die Verdrängung und behauptet sich immer wieder erfolgreich gegen die Deutsche Wohnen AG
https://buendnisderottosuhrsiedlungundumgebung.wordpress.com/info/
LITERATUREMPFEHLUNGEN UND LINKS
siehe unter Theater of Gentrification
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